11 Thesen zur Kunst

Ursprünglich 10 Thesen. 1 Nachtrag (Punkt 11).

Kunst und Künstler

1. Kunst ist ausschließlich jenseits (kunst-) hand-
    werklicher und formaler Maßstäbe.         

2. Kunst ist radikal subjektiv, individuell und

3. kommt aus dem Leben, aus dem Bauch, aus
    der Seele.

4. Ist in ihrem Kern weder lehrbar noch lernbar.
    Nur Randbereiche können tradiert, erlernt oder
    angeregt werden.

5. Das Werk, z. B. Bild, ist Hülle, ist Medium, das
    vielleicht Kunst beinhaltet.

6. Ob das der Fall ist, kann nur der Künstler selbst
    wissen, oft auch nur einschätzen.

7. (Denn) er kann Kunst nur für sich selbst schaffen,
     kann allenfalls versuchen, Kunst nach außen zu       
     zeigen.

Wert der Kunst

8. Echte Wertschätzung der Kunst (durch andere

     als den Künstler, der das Werk geschaffen hat)

     kann somit nur zufällig dieser Kunst gelten.

Marktwert der Kunst

9. Kunst hat für Außenstehende prinzipiell einen

    anderen Wert als für den Künstler selbst.

10. Der Marktwert der Kunst ist, bezogen auf einen
      hypothetischen "Kunstgehalt" des Mediums, z. B.
      des Bildes, und - soweit von außen festgelegt -
      immer willkürlich, zufällig oder unterliegt den
      Regeln eines Kartells.

Nachtrag - zweite Schaffensperiode

11. Wahre Kunst als Schöpfung einer Hochkultur
      kann nur dann entstehen, wenn der Künstler
      wirklich, wahrhaftig und ernsthaft aus tiefstem
      inneren Antrieb heraus die Absicht und den fes-          
      ten Willen hat, solch wahre Kunst zu erschaffen.

 

Thesen zur Kunst -

Versuch einer Problemlösung

Folgende Hilfskonstruktion wird für zulässig erachtet:

 

Kunsttheoretische Variante

 

Wenn man die Kunstwerdung als Eruption schöpferischen

Potentials deutet, das sich in einem Medium (Z. B. einem

Bild) gleichsam kristallisiert und man dem genannten Po-

tential als zweites Charakteristikum potentiellen Kunstwer-

tes innovatorisch- singuläre Entität zuschreibt (vergleiche

Erfindungshöhe, Patent- und Urheberwesen), dann ist ein

Werkzeug geschaffen, den Kunstgehalt des Mediums mit

akzeptabler Wahrscheinlichkeit hilfsweise festzulegen.

 

Allerdings sollte man sich immer vor Augen halten, daß

das Konstrukt hypothetisch ist und gegebenenfalls revi-

diert werden muß.

Aber, CAVE!

Historisch belegt und aufgrund der politischen Machtver-

hältnisse etabliert war (und ist?) leider auch anderes:

 

Dem - flüchtigen - Zeitgeist folgend wird ein Werk mut-

maßlich hoher Kunst zu Unrecht banalisiert oder gar für

die Öffentlichkeit gebannt, wenn es zum Zeitpunkt der

Veröffentlichung nicht den Leitlinien bzw. internalisierten

Vorgaben der jeweiligen politischen Korrektheit entspricht.

Diese Kunst gilt dann im System als nicht konform und wird

z. B. als "entartet" bezeichnet.

 
Tonangebend für die Verbreitung der "Schere im Kopf" sind

die Systemmedien und systemrelevanten bzw. das System

stützenden Gruppierungen, wie politkonform etablierte

"Schulen" und Personen.


Deren Absichten mögen auf den ersten Blick hohen Werten

dienen, z. B. "Bildung", "Menschenrechte", "politische Moral"

etc., folgen aber letztlich immer den Zielen der wirklich macht-

habenden Kräfte (Cave! "Verschwörungs-Theorie"). Zumindest

Teile der oben genannten Gruppen respektive Personen sind

im Zweifel - nach einem rustikalen Bonmot des russischen

Revolutionärs und Politikers Lenin - Zitat: "Nützliche Idioten".

 

Niemand kann sich dem außerordentlich hohen Druck des

"politisch korrekten" Zeitgeistes vollständig entziehen. Des-

wegen ist es sehr hilfreich, sich in einer stillen Stunde z. B.

bei Wikipedia den (kurzen) Text von Platons "Höhlengleichnis"

durchzulesen und sich die Erkenntnis des großen Sokrates

zu vergegenwärtigen: "Ich weiß, daß ich nichts weiß"!

 

Genannte Erkenntnisse sind fast zweieinhalbtausend Jahre

alt, gegebenenfalls schon weit länger tradiert und sind nach

wie vor ein "Augenöffner" von ungebrochener Aktualität.

 

Wenn man sich jetzt noch die Aufforderung "Think!" des gro-

ßen IBM-Altvorderen vergegenwärtigt, wir übersetzen in leicht

abgewandelter Form: "Denke selbst!", haben wir eine gute Basis,

uns - hier in übertragenem Sinne - selbst "ein Bild zu machen".


"Wahre" Kunst ist ewig, zeitlos und letztlich in

ihrem Kern ein tiefes, unfassbares Mysterium.